Strategien im Fachkräftemangel: Welche wirken wirklich?
Strategien im Fachkräftemangel: Welche wirken wirklich? © Robert Kneschke/AdobeStock

Welche Maßnahmen wirklich gegen den Fachkräftemangel wirken

Das Fehlen von Mitarbeitenden hat sich mittlerweile in allen Branchen bemerkbar gemacht. Unternehmen versuchen mit unterschiedlichsten Anreizen, qualifizierte Arbeitnehmende zu gewinnen. Doch welche Maßnahmen funktionieren beim Nachwuchs und welche bei erfahrenen Fachkräften?

Zahlreiche Unternehmen leiden unter dem Fachkräftemangel. Um sachkundige Mitarbeitende zu gewinnen und langfristig zu binden, ist Diversität ein entscheidender Faktor. „Unternehmen mit einer vielfältig zusammengesetzten Mitarbeiterschaft sind erfolgreicher“, so Verena Schmidt, Innovationsmanagerin bei Siemens Healthineers. Die Autorin des Buches „Fachkräfte finden mit Diversity-Strategien“ engagiert sich im Bereich MINT-Nachwuchsförderung und ist zudem Dozentin.

Durch Vielfalt am Arbeitsplatz können laut Verena Schmidt innovative Produkte leichter entwickelt und in Zeiten des Fachkräftemangels Vakanzen schneller besetzt werden. Außerdem seien Firmen mit einer bunten Belegschaft in der Lage, flexibler auf sich verändernde Randbedingungen zu reagieren. Um diverse Teams aufzustellen, müssen auch Aspekte wie unbewusste Vorurteile sowie Verantwortungsübernahme und gute Führung berücksichtigt werden.

Diversität ist attraktiv für junge Talente

Verena Schmidt stellt den Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und Diversität her und beschreibt in ihrem Buch anhand zahlreicher Studien, Praxisbeispiele und Reflexionsfragen, wie jedes Unternehmen, vom KMU bis zum Großkonzern, seine Vielfalt langfristig steigern kann. Sie betont, dass es dafür unabdingbar ist, nachhaltige Maßnahmen entlang des gesamten Employee Life Cycle zu betrachten und auf die Bedürfnisse der vielfältigen Mitarbeitendengruppen an die Unternehmen einzugehen.

Einerseits geht es darum, qualifizierte Mitarbeitende einzustellen und auszubilden, andererseits um die langfristige Bindung. Diversität helfe gegen den Fachkräftemangel, weil dadurch der Pool der Bewerbenden vergrößert werde. Durch interne Strategien und eine entsprechende Außendarstellung bewerben sich mehr Personen auf Stellen. Dadurch steigen zusätzlich die Chancen, die geeignetsten Mitarbeitenden zu identifizieren. Weiterhin werden Unternehmen, die sich für Diversität engagieren, als attraktive Arbeitgebende wahrgenommen. Eine vielfältige und inklusive Arbeitsumgebung zieht demnach junge Talente an, die bereits bei ihrer Bewerbung eher bunte und nachhaltige Unternehmen berücksichtigen. Aufgrund der guten Jobaussichten können sie problemlos wählerisch sein, so Verena Schmidt.

Im Umkehrschluss werden Firmen, die keinen Wert auf Diversity-Management legen, zu den Verlierern zählen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 können Unternehmen, die auf Diversität achten, eine Position zu 48 Prozent innerhalb von zwei Monaten besetzen. Firmen, die darauf keinen Fokus legen, nur zu 32 Prozent.

Maßnahmen im Mitarbeitenden-Lifecycle

Der Lebenszyklus eines Mitarbeitenden im Unternehmen beschreibt die Spanne von der Bewerbung bis zum Ausscheiden und umfasst die Schritte Talent-Marketing, Rekrutierung, Onboarding, Weiterentwicklung, Bindung und Austritt. Hier gibt es verschiedene entscheidende Momente, an denen Mitarbeitende sich beim Unternehmen bewerben oder eben nicht, sich einlassen, daran gebunden werden oder es schlimmstenfalls wieder verlassen.

Im Bereich Talentgewinnung sind die vielfältigen Bedürfnisse unterschiedlicher Gruppen zu berücksichtigen. Bei Berufseinsteigenden sind es laut Verena Schmidt zum Beispiel ein sicherer und attraktiver Arbeitsplatz sowie eine gute Work-Life-Balance. Für Mitarbeitende mit Familie ist wiederum eine familienfreundliche Unternehmenskultur wichtig. Bei Rückkehrenden in den Beruf sind ein flexibler Wiedereinstieg und angepasste Weiterbildungen entscheidend. Bei älteren oder sogar bereits verrenteten Arbeitnehmenden zählt die Wertschätzung ihrer Kompetenzen sowie ergonomische Arbeitsplätze.

Verena Schmidt betont die Wichtigkeit einer positiven Außenwirkung und dabei gerade die Mund-zu-Mund-Propaganda durch zufriedene Mitarbeitende. Sponsoring, Werbemaßnahmen und Stellenbeschreibungen sollten auf die verschiedenen Zielgruppen abgestimmt sein und die Benefits entsprechend der unterschiedlichen Bedürfnisse deutlich kommuniziert werden. Die Formulierung und der Veröffentlichungsort einer Stellenausschreibung haben dabei einen großen Einfluss auf die Größe des angesprochenen Bewerberpools.

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