Eine märchenhafte Karriere
„Ich habe den schönsten Arbeitsplatz in Deutschland.“ Diana Salow, Chefsekretärin der Landtagspräsidentin Mecklenburg-Vorpommern auf Schloss Schwerin.

Eine märchenhafte Karriere

Genau genommen sind es nur drei Positionen, die die geborene Schwerinerin Diana Salow in den rund 35 Jahren ihrer Berufstätigkeit vorzuweisen hat. Allerdings haben die es in sich. Und dann kam doch noch eine vierte, ganz ungewöhnliche Rolle hinzu ...

Manche Geschichten klingen fast zu schön, um wahr zu sein. Dann sucht man automatisch nach einem Haar in der Suppe oder gar nach einem dunklen Geheimnis. Das würde Diana Salow, der Protagonistin dieser Geschichte, nicht einmal etwas ausmachen. Gehört doch das Geheimnis zu ihrem Beruf und ist zugleich ein wichtiger Teil ihrer Fantasie, der ihr diesen ungewöhnlichen Werdegang beschert hat.

Der Office-Star Diana Salow schreibt Krimis. Und sie arbeitet in einem Schloss. Die Reihenfolge ist eigentlich umgekehrt. Denn für den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern – der im Schloss Schwerin residiert – arbeitet die gebürtige Schwerinerin seit 1991, zunächst als „Vorredakteurin“, dann, ab 1997, als Chefsekretärin im Präsidialbüro des Landtages Mecklenburg- Vorpommern im ostdeutschen Bundesland. Mittlerweile arbeitet sie in dieser Funktion fast genau 22 Jahre.

 

Im Herzen der Geschichte

Die Leidenschaft für das Verbrechen – auf dem Papier – kam im Jahr 2013 hinzu. Ein tragisches Familienereignis wollte sie auf diese Weise verarbeiten und schrieb sich von der Seele, was sie bewegte, als Kriminalroman. Ihr Mann, erster Leser beziehungsweise Zuhörer, war begeistert und bestärkte Diana Salow darin, den Krimi zu veröffentlichen. Das geschah zunächst im Selbstverlag. Die Resonanz war groß, sie schrieb weiter, ein Lektor wurde aufmerksam – seit 2017 erscheinen Diana Salows Storys im Rostocker Traditionsverlag Hinstorff.

 

Karriere dank Organisationstalent

Zu ihrer Karriere im Büroberuf kam die gebürtige Schwerinerin nach dem Abitur und einer Ausbildung zur „Facharbeiterin für Schreibtechnik“, so hieß das damals in Ostdeutschland. Mit Abschlussnote 1 hat sie die Ausbildung 1985 vorzeitig beenden dürfen, anschließend ging es nahtlos in den ersten Job, als Chefsekretärin beim Ärztlichen Direktor am Bezirkskrankenhaus Schwerin. 1990 kam Sohn Martin zur Welt, eine längere Babypause gönnte sie sich nicht – Organisieren war schon immer eines ihrer Talente. Ab 1991 arbeitete sie als Vorredakteurin bei der Landtagsverwaltung Mecklenburg- Vorpommern in Schwerin, seit 1997 ist sie Chefsekretärin im Präsidialbüro. Von 2012 bis 2013 hat sie eine einjährige Fortbildung zur Managementassistentin an der Hamburger Akademie für Fernstudien absolviert.

Sie hat den "schönsten Arbeitsplatz in Deutschland"

Dass alle ihre mörderischen Geschichten in ihrer Heimatstadt Schwerin spielen, ist eine ehrliche Liebeserklärung an die kleinste Landeshauptstadt Deutschlands; knapp 100.000 Einwohner hat der mecklenburgische Regierungssitz. Diana Salow hat ihrer Stadt auch nach der Wiedervereinigung die Treue gehalten. „Die Hauptfreude war für mich, endlich reisen zu können, wohin ich möchte“, beschreibt sie ihre Ost-West-Befindlichkeit, „ich merke keine Unterschiede und fühle mich auch nicht diskriminiert“ – sicher ein Ausdruck eines grundsätzlich positiven Selbstverständnisses.

Immer kommt sie von ihren Reisen gern zurück in die kleine Stadt mit dem großen Schloss, übrigens auch in ihr Büro. Nicht nur, weil sie den „schönsten Arbeitsplatz in Deutschland“ hat, wie sie sagt, sondern vor allem, weil für sie hier einfach alles passt: Das Umfeld, die Kolleginnen und Kollegen, die Vorgesetzten, die Aufgaben.

Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern im Schloss Schwerin

Im Jahr 1990 wurde das Schloss Schwerin Sitz des neuen Landtags Mecklenburg-Vorpommern. Der Landtag wird alle fünf Jahre gewählt und besteht zurzeit aus 71 Abgeordneten. Stärkste Fraktion ist die SPD, es folgen die CDU und die AFD, Die Linke, die Freien Wähler, ein Sitz ist fraktionslos. Die Landtagspräsidentin führt die Geschäfte des Landtages, übt das Hausrecht und die Ordnungsgewalt im Landtag aus. Sie vertritt das Land in allen Rechtsgeschäften und wahrt die Würde und Rechte des Hauses. Die Landtagspräsidentin leitet im Wechsel mit ihren Stellvertreterinnen die Plenarsitzungen des Landtags und vertritt das Parlament auch in Verwaltungsangelegenheiten nach außen.

Bis 1918 war das Schloss Schwerin Residenz der Mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge. In der heutigen Form wurde es von Georg Adolph Demmler entworfen und 1857 von August Stüler vollendet, insgesamt blickt es auf eine mehr als 1000-jährige Baugeschichte zurück. Heute hat das Schloss soweit wie möglich seine historische Authentizität zurückerhalten. Weit über das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern hinaus ist es wegen seiner imposanten Größe und seines romantischen Aussehens eine Attraktion, die am Tag der offenen Tür schon einmal 30.000 Besucher anzog. Als Bestandteil des Residenzensembles Schwerin – Kulturlandschaft des romantischen Historismus ist das Schloss ein deutscher Kandidat für das UNESCO-Welterbe.


Politik pur, hautnah miterlebt

Drei Wechsel hat sie in den 22 Jahren in ihrer Position als Chefsekretärin erlebt. Das ist, verglichen mit der freien Wirtschaft, sicher keine außergewöhnliche Frequenz. Für den ersten Landtagspräsidenten Rainer Prachtl, CDU, arbeitete sie gerade mal ein Jahr, dann folgte ihm Hinrich Kuessner, SPD, für vier Jahre auf den Posten, und seit 2002 war Sylvia Bretschneider, SPD, an der Spitze des Landesparlaments verantwortlich.

Dass ihre Chefin im April dieses Jahres nach einer schweren Krankheit verstorben ist, mit nur 57 Jahren, ist für Diana Salow ein großer Kummer. Deshalb ist der Kommentar, den die Landtagspräsidentin noch kurz vor ihrem Tod über die gemeinsame Zusammenarbeit formuliert hat, für Diana Salow so besonders wertvoll: „Diana Salow ist die perfekte Chefsekretärin, für mich sogar mehr als das, da wir schon 17 Jahre wie Freundinnen zusammenarbeiten.“ Mit ihrem ruhigen und feinfühligen Wesen gleiche ihre Mitarbeiterin Stressphasen aus – die in der Tagespolitik nicht gerade selten sind – und sorge für eine stets entspannte und angenehme Atmosphäre, schrieb Sylvia Bretschneider: „Sie trennt perfekt Wesentliches von Unwichtigem und vergisst nie etwas. Ich bewundere ihre Umsicht und ihr Engagement, das weit über ihre Pflichten hinausgeht. Sie ist meine Perle!“

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