Semra Sakliyan, Assistentin der Geschäftsleitung bei WIKA Alexander Wiegand SE & Co. KG in Klingenberg
"Es sind der Teamgeist und der respektvolle Umgang miteinander, die das Arbeiten hier so angenehm machen. Das ist sicher typisch für ein Familienunternehmen. Dass wir längst zu einem Global Player geworden sind, macht meine Arbeit sehr abwechslungsreich." Semra Sakliyan, Assistentin der Geschäftsleitung bei WIKA Alexander Wiegand SE & Co. KG in Klingenberg © Martin Leissl

„Eine weltweite Familie“

Die Assistentin der Geschäftsleitung bei WIKA in Klingenberg arbeitet seit Jahrzehnten in dem internationalen Konzern für industrielle Messtechnik. Vom Familienunternehmen zum Global Player: Diese spannende Entwicklung hat sie hautnah miterlebt.

Wenn schon Start-ups allmählich in die Jahre kommen, werden Unternehmen mit einer langen Geschichte immer seltener. Semra Sakliyan arbeitet in einer Firma, die 1946 gegründet wurde, im ersten Nachkriegsjahr. Stolz verweist sie auf die Firmenchronik, die 2021 zum 75. Jubiläum herausgegeben wurde – eine gut dokumentierte Erfolgsgeschichte, die von Chancen, Visionen, Weitsicht und unternehmerischem Geschick erzählt. Seit 1987 arbeitet Semra Sakliyan, Jahrgang 1966, für das familiengeführte Unternehmen WIKA Alexander Wiegand SE & Co. KG in der Hauptverwaltung am Stammsitz, im unterfränkischen Klingenberg.

Siebenunddreißig Jahre ist das jetzt her, darüber muss sie manchmal selber staunen. Aus der anfänglichen Erleichterung, gleich nach der Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin einen Arbeitsplatz gefunden zu haben, ist längst eine tiefe Verbundenheit geworden. „Ich bin dem Unternehmen sehr dankbar dafür, dass ich mich ständig weiterentwickeln konnte“, sagt die Assistentin der Geschäftsleitung. „Ich war und ich bin immer auf der Suche nach Qualifikationen, die mich sowohl beruflich als auch privat weiterbringen.“

Projektleiterin für neue Arbeitsprozesse

Auf diese Weise ist ein Profil entstanden, das sie nicht nur für den Posten als Assistentin der Geschäftsleitung bestens qualifiziert, seit 1994 arbeitet sie in dieser Funktion bei WIKA. Es hat ihr vor allem die für den Assistenzberuf fast schon klassische Weiterentwicklung in die Projektarbeit ermöglicht. Zum Beispiel ab 2012 als Projektleiterin KAIZEN im Bereich Verwaltung, nachdem die aus Japan stammende Methode für permanente Prozessoptimierung einige Jahre zuvor bereits in der Fertigung eingeführt worden war.

Keine ganz einfache Aufgabe, erinnert sich die Assistentin, die die Umsetzung in ihrem damaligen Geschäftsbereich als Pilotprojekt eigenverantwortlich vorangetrieben hat. Schließlich ging es nicht nur um das Fachliche, sondern vor allem auch darum, die Kolleginnen und Kollegen für die neuen Arbeitsprozesse zu gewinnen. Sie moderierte Workshops und erstellte Trainingskonzepte und führte die Lean Philosophie schließlich an verschiedenen Standorten ein, für damals insgesamt rund 1100 Mitarbeitende in der Verwaltung.

„Das war eine ganz andere, neue Rolle“, erinnert sie sich an diese spannende Zeit, die für sie rund fünf Jahre umfasste. Das Unternehmen wurde schließlich sogar mit dem „Office Excellence Award“ für die erfolgreiche Umsetzung des KAIZEN-Konzepts ausgezeichnet. Sehr geholfen habe ihr bei der Aufgabe eine Fortbildung zum Personal and Business-Coach, die sie von 2014 bis 2015 an der European Business-Ecademy in Goslar absolvierte und mit einer IHK-Prüfung abschloss.

„Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten“, sagt Semra Sakliyan, „mich interessiert die Frage, warum Menschen so sind, wie sie sind, wie man sie am besten erreicht, und wie man beispielsweise Widerstände gegen Neues konstruktiv auflösen kann.“ Die Coaching-Fortbildung war daher genau das Richtige für sie, erzählt sie; die Firma übernahm die Kosten und stellte Arbeitszeit zur Verfügung. „Die Fortbildung lief als Präsenzveranstaltung zwölf Mal jeweils von Donnerstag bis einschließlich Samstag.“ Der Einsatz habe sich nachhaltig gelohnt: „Ich habe den professionellen Umgang mit den verschiedensten Facetten der Zusammenarbeit gelernt. Und zwar nicht nur in der Arbeitsbeziehung von Chef und Assistenz, sondern auch im Team. Ich betrachte und gestalte Zusammenarbeit mittlerweile viel bewusster, über alle Ebenen hinweg.“

Auch das berufliche Lernen verändert sich

An der Seite des Geschäftsleitungsmitglieds Dr. Daniel Trommer, er ist verantwortlich für den Bereich IIoT & Systems, betreut die Geschäftsleitungsassistentin seit Januar 2022 ein Team von 25 Kolleginnen und Kollegen. Dass sich der Beruf vom einstigen Aufgabenprofil so anspruchsvoll weiterentwickelt hat, hat auch mit ihrer Eigeninitiative zu tun. „Mit dem Sekretariat, wie man es früher kannte, hat der heutige Beruf kaum noch etwas zu tun. Wir Assistenzen tragen Kennzahlen zusammen, erstellen Präsentationen, betreuen Projekte, moderieren Workshops, leiten Teams, organisieren Events und vieles mehr. Zugleich werden die Routine-Aufgaben immer weniger, und neue Tools machen den Beruf einfacher und komplexer zugleich.“

Wie derzeit die neuen Möglichkeiten dank dem Einsatz von KI: „Ich finde es sehr spannend zu beobachten, was da passiert. Und wie die meisten anderen Menschen auch faszinieren mich die Möglichkeiten, zugleich erschrecken sie mich.“ Über ihre Mitgliedschaft bei LinkedIn zum Beispiel hält sie sich auf dem Laufenden und erlebt sich dabei selbst in einer neuen Herangehensweise: „Ich bin ja eigentlich eine Assistentin der alten Schule. Bislang habe ich neue Arbeitsweisen oder Instrumente eher über strukturierte Einweisungen kennengelernt und trainiert. Aber Lernen geht heute eben oft auch anders.“

Learning by doing werde in einer schnelllebigen Zeit immer mehr zu einer Notwendigkeit, „wir müssen da an vielen Stellen umdenken und uns öffnen. Einfach auch mal ausprobieren und schauen, was passiert, das ist auch eine Methode, zumindest eine ergänzende.“ Vorträge und Messen, wie die career@office, heute Assistants` World, nutzt sie dafür gern. „So kann ich in bestimmte Themen einfach mal reinschnuppern und dann entscheiden, wo ich vielleicht mehr in die Tiefe gehen möchte.“

Ein internes Kompetenznetzwerk ins Leben gerufen

Für den firmeninternen Austausch hat sie vor Jahren schon ein Netzwerk ins Leben gerufen. „Anfangs haben wir uns eher inoffiziell öfter mal zum Mittagessen zusammengesetzt, mittlerweile sind wir längst ein großes Kompetenznetzwerk geworden und werden innerhalb des Unternehmens auch so wahrgenommen.“ Kollegen und Kolleginnen nutzen die regelmäßigen Assistenzforen zum Beispiel gern, um bestimmte Themen, neue Ansätze oder Ideen vorstellen zu können – die Multiplikatoren-Rolle der Assistenz wird geschätzt. Die eigene Professionalisierung steht auch immer wieder auf der Agenda, „gerade sind wir in einem Core-Team von sieben Assistentinnen dabei, unser eigenes Netzwerk zu hinterfragen und zu optimieren.“

Dieses Vorhaben soll sich nicht auf den Hauptstammsitz und auch nicht nur auf die deutschen Standorte beschränken, die insgesamt 45 Assistenzen beschäftigen. „Unsere internationale Kommunikation ist noch sehr in Inseln organisiert, das möchten wir ändern. Wir wollen uns in Zukunft mit unseren Kolleginnen außerhalb WIKA Deutschland stärker vernetzen.“ Für ein internationales Unternehmen sei ein reibungsloser internationaler Austausch auf allen Ebenen, auch im Assistenzbereich, längst nicht mehr nur „nice-to-have“, sondern notwendig, sagt die Geschäftsleitungsassistentin. „Welche Abläufe lassen sich standardisieren, welche bleiben besser individuell, was passiert mit meinem Vorgang über die Abteilungs- und die Ländergrenzen hinweg“, auch für solche Fragen sind Netzwerke wichtig, findet Semra Sakliyan, „es fördert das Verständnis füreinander“.

Soziales Engagement aller für ein weltweites Wir-Gefühl

Die internationale Ausrichtung des Unternehmens ist etwas, dass sie sehr schätzt. „Kulturen und Sprachen faszinieren mich schon immer.“ Ihr Arbeitgeber WIKA ist in über 48 Ländern mit eigenen Standorten vertreten, ein weltumspannendes Unternehmen also. Da spielt auch das Weltgeschehen eine wichtige Rolle, erzählt Semra Sakliyan: „Als internationales Unternehmen beobachten wir die Weltpolitik natürlich und richten unsere Aktivitäten danach aus.“ Auch sie arbeitet oft mit internationalen Kollegen, „ich organisiere Meetings mit internationaler Beteiligung, zum Beispiel treffen sich Produktmanager, Entwickler und andere Mitarbeitergruppen aus der ganzen Welt in Klingenberg.“

Dass sich das Engagement des Unternehmens nicht nur auf die wirtschaftlichen Interessen beschränkt, ist für die WIKA Familie ein wichtiger Aspekt. „Das soziale Engagement ist groß, von der Firma und von jedem Einzelnen hier. Als letztes Jahr das schlimme Erdbeben in der Türkei war, haben mich viele angesprochen und gefragt, ob meine Familie betroffen sei und ob es allen gut gehe.“ Semra Sakliyan wurde in Bursa geboren, die fünftgrößte Stadt der Türkei, bis zur Mitte der Grundschule hat sie dort gelebt, dann ist sie ihren Eltern nach Deutschland gefolgt.

„Da wir in nahezu allen Ländern schon jahrelange Vertretungen und Niederlassungen haben, entstehen durch die intensive Zusammenarbeit auch freundschaftliche Beziehungen über Ländergrenzen hinweg. In Krisensituationen hält die WIKA Familie zusammen.“ So wurden zum Beispiel für die Errichtung eines Waisenhauses für Mädchen in Indien freiwillig Überstunden von der Belegschaft in Deutschland gespendet, und zu Beginn des Ukraine-Krieges gab es am Headquarter in Klingenberg erste Unterbringungsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen. Immer wieder werden Geld- und Sachspenden gesammelt, wie zuletzt für die Türkei und alle anderen, die Unterstützung brauchen. „Als Weltkonzern in sozialen Dingen füreinander einzustehen, das zeichnet WIKA aus.“