Köstliches aus der KI-Kantine: So funktionieren digitale Cateringmodelle
Allein in Deutschland landen jährlich elf Millionen Tonnen Essen im Müll. 17 Prozent davon fallen in Restaurants und Kantinen an. Deshalb nutzt die Betriebskantine des Recyclingbetriebs Remondis in Lünen ein selbstlernendes Prognosesystem, das täglich voraussagt, welche Gerichte in der Mittagspause am meisten nachgefragt werden. Entsprechend wird gekocht und weniger für die Tonne produziert.
Das Beispiel zeigt: Digitale und personalisierte Cateringmodelle verändern die Art und Weise, wie Kantinen funktionieren. Wer jetzt einen passenden Anbieter auswählt, kann nicht nur Abläufe vereinfachen, sondern Catering zum Employer-Branding-Instrument machen.
KI und Personalisierung spielen außerdem eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Unverträglichkeiten zu berücksichtigen, Abfall zu reduzieren, die Effizienz beim Thema Verpflegung zu steigern und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen.
Lösung 1: Predictive Catering und dynamisches Menü
Mithilfe von KI werden Vorhersagemodelle erstellt, um die Nachfrage nach Gerichten zu prognostizieren. Dazu werden historische Verkaufsdaten, Feiertage, die Auslastung der Kantine und interne Kalenderdaten wie Besprechungen oder Homeoffice-Tage analysiert. Sogar das Wetter wird berücksichtigt: Ist es ein Tag für Salat oder Eintopf? Die Speisekarte wird basierend auf dem Verhalten der Nutzenden optimiert.
Die Software des Anbieters Delicious Data analysiert, was tatsächlich verkauft wird und plant vorausschauend die Einkäufe. Delicious Data ist ein deutscher Anbieter, der Verkaufsdaten nutzt und Prognosen in Echtzeit aktualisiert, um auch auf spontane Menüänderungen reagieren zu können. Nach eigenen Angaben des Start-ups lassen sich damit 30 Prozent der Lebensmittelabfälle vermeiden sowie die Kosten für Einkauf und Entsorgung senken.
Auch Läkkerai bietet eine Catering-Software, die Großküchen dabei hilft, Prozesse zu digitalisieren. Das System analysiert Daten zur Auslastung der Küche, um das Ressourcenmanagement zu optimieren. Die Software ist geeignet für Betriebe, die mehrere Standorte haben und überall die gleiche Qualität anbieten wollen.
Läkkerai erlaubt die zentrale Vorgabe und Echtzeit-Distribution von Rezepturen an alle Standorte. Änderungen werden sofort synchronisiert – ganz ohne Papierchaos oder Excel– Tabellen. So erhält jede Küche exakt die gleiche Anleitung. Durch die Analyse historischer Daten und die Überwachung der Auslastung hilft die Software, die Personal- und Materialplanung zu optimieren. Beim Personal sollen sich bis zu 12 Prozent der Kosten einsparen lassen.
FoodNotify hat eine Softwarelösung zur Planung der Warenwirtschaft entwickelt. Das System nutzt KI-Tools zur Optimierung von Rezepten anhand des Bestands. Die KI-Integration ermöglicht präzise Echtzeit-Analysen, um die Bedarfsprognosen zu verbessern. Das System hilft bei der Warenbestellung und Lagerhaltung, indem es vorhersagt, welche Zutaten die Bestände ergänzen und welche Mengen von neuen Zutaten benötigt werden, um die Nachfrage zu decken. So werden Überbestände und teure Lebensmittelabfälle vermieden.
Lösung 2: App-basierte, personalisierte Bestellsysteme
Bei dieser Lösung können Mitarbeitende über eine Smartphone-App ihr Mittagessen vorbestellen. Die App lernt Vorlieben, Allergien oder Ernährungsziele kennen und macht auf dieser Grundlage personalisierte Vorschläge inklusive Nährwertangaben. So verhindert diese Lösung Warteschlangen, denn die Küche kocht auf Vorbestellung. Hier hat sich qnips mit einer modularen Plattform für den Food Service etabliert. Die Lösung umfasst unter anderem Funktionen wie Online Pre-Order, mobiles Bezahlen und Kundenbindung. Die Plattform ermöglicht es Nutzenden sogar, individuelle Vorlieben wie Garstufen oder Portionsgrößen zu definieren. Live-Status-Updates zur Bestellung gibt’s direkt aufs Handy. Der Betriebsrestaurantbetreiber Aramark hat die Lösung bereits im Einsatz.
Sizzly wiederum bietet eine digitale Kantinen-App, die nicht nur Vorbestellungen und bargeldlose Zahlungen ermöglicht, sondern auch in das interne System des Unternehmens integriert werden kann. Im September 2024 hat das Unternehmen Bott die mobile Bestell- und Bezahlplattform eingeführt, um die gastronomischen Bestell-, Bezahl- und Abrechnungsprozesse für ihre Mitarbeitenden in allen vier Werken zu digitalisieren.
Insgesamt investierte die Personalabteilung vorher monatlich bis zu fünf Arbeitsstunden in Abrechnungen, jetzt sind es nur noch ca. 20 Minuten im Monat für alle Werke. Rückfragen und Beschwerden gehören der Vergangenheit an. Auch die Mitarbeitenden sind zufrieden: Die App speichert Favoriten und Vorlieben, was zukünftige Bestellungen beschleunigt. Die Bezahlung kann direkt in der App über ein Guthaben oder durch Verknüpfung mit einem NFC-fähigen Ausweis erfolgen.