Corporate Metaverse: Tauchen Sie immersiv ins virtuelle Office ein
Einmal kurz bei der Kollegin im Büro vorbeischauen und das ohne aufzustehen? Kein Problem im Metaverse, einer Weiterentwicklung des Internets: Vor ein paar Jahren gab es einen regelrechten Hype, als Unternehmen für erste Meetings, Teamsitzungen oder mit ihren Messeständen in wachsende virtuelle Welten wechselten.
Für das immersive Erlebnis bediente man sich der VR- und AR-Brillen aus der Gaming-Szene. Inzwischen haben nicht nur große Player wie Microsoft, Meta & Co auch den Corporate-Markt im Fokus und entwickeln zunehmend Lösungen für das Eintauchen in immersive Office-Welten.
Metaverse als Working-Tool
„In den letzten Jahren hat sich das Corporate Metaverse von einer Spielerei zu einem ernstzunehmenden Arbeitsinstrument entwickelt“, berichtet Natalie Weigelt, Marketing Director der rooom AG, Anbieter einer All-in-One-Plattform für die tägliche Arbeit mit digitalen und immersiven Inhalten. „Heute können Office-Kräfte nicht nur über Sprach- und Textchats miteinander kommunizieren, sondern auch virtuelle Bürogebäude, Konferenzräume oder Produktionsstätten direkt vom Desktop aus erkunden.“
Das vollständig ausgereifte Metaverse existiere noch nicht, sagt Dr. Sebastian Klöß, Leiter Märkte & Technologien beim Digitalverband Bitkom: „Dennoch gibt es bereits zahlreiche Anwendungen, die heute produktiv eingesetzt werden.“ Bei Remote-Arbeit schaffen Virtual-Reality-Anwendungen bereits ausgeprägtes Präsenzgefühl.
Das Metaverse sei bereits omnipräsent in unserem Arbeitsalltag verankert, erklärt Justus Klann, bei i.xpo im Design verantwortlich für den Bereich Metaverse und digitale Welten. „MS Teams ist das beste Beispiel. Durch einen Klick sitzen wir nicht mehr am Schreibtisch zuhause, sondern befinden uns im All, auf einer Wiese oder ,nur‘ in der Simulation unseres Büros.“
Onboarding im Corporate Metaverse
Was sich den Fachleuten zufolge zunehmend durchsetzt, sind Fortbildungs- und Onboarding-Systeme – etwa die Schulung von neuem Personal, der Umgang mit komplexen Maschinen oder das Üben von Verkaufsgesprächen. So können sich beispielsweise bei Rhode & Schwarz neue Mitarbeitende in einer virtuellen 3D-Umgebung von rooom dort mit Arbeitsprozessen und dem Team vertraut machen – unabhängig vom Standort.
Und im neuen virtuellen Ausbildungszentrum von rooom für die Blum Group, einem österreichischen Hersteller von Möbelbeschlägen, helfen Avatare der Ausbildungsmeister, Mini-Games und Infos in einer interaktiven 3D-Umgebung bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz. Accenture wiederum hat sich schon vor einer Weile seine eigene Metaverse Experience gestaltet und bereits für das Onboarding von 150.000 Mitarbeitenden genutzt.
Ein besonders spannendes Feld sieht Nathalie Weigelt in der Wissensvermittlung. Hier entsteht Raum für spielerisches Lernen.
Inhalte lassen sich durch Gamification-Elemente interaktiver gestalten, was die Motivation erhöht und die Erinnerungsleistung verbessert
so Weigelt. Auch die Darstellung von Produktinformationen und Prototypen in 3D ist in der Praxis angekommen. Das ermöglicht nicht nur realistische Schulungen, sondern spart auch Kosten, etwa durch den Wegfall von Transportlogistik oder Materialeinsatz beim Prototyping.
Wie sich neue Lernräume öffnen
„Zunehmend verbreitet sind Soft-Skill-Trainings, in denen Bewerbungsgespräche, Verhandlungen oder Präsentationen geübt werden können“, ergänzt Dr. Klöß. „Durch den Einsatz von KI passen sich diese Szenarien heute flexibel an die Teilnehmenden an. Sie sind nicht länger vorgeskriptet, sondern entwickeln sich dynamisch weiter.“ In vielen Fällen trainieren mehrere Personen gleichzeitig in einer virtuellen Umgebung und interagieren miteinander.
Das Büro zum Mitnehmen sei noch nicht ganz ausgereift, räumt Daniel Zellmer, Leiter des Labs Metaverse im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) ein. Es gebe zwar zahlreiche Tools, die den Windows- oder MAC-Bildschirm in die VR-Brille zaubern, aber es fehlen Bedienkonzepte. Die Verwendung einer klassischen Maus und Tastatur gestalte sich immer noch schwierig.
Momentan zögern die meisten Unternehmen offenbar noch, in ausreichend VR- oder AR-Brillen fürs Büro zu investieren, auch wenn Pilotprojekte erste Erfolge zeigten. „Der Unterschied zwischen einem 2D-Teams-Call und einem gemeinsamen dreidimensionalen Workshop – mit Blickkontakten, Gesten und räumlicher Nähe – ist meistens der Moment, der Unternehmen das eigentliche Potenzial des Metaverses aufzeigt“, so Zellmer.