Grafik eines Urwaldes. In der Mitte ist ein langer Tisch und mehrere Mitarbeitende daran, die miteinander kommunizieren.

Nachhaltigkeit ohne Megafon: Kennen Sie schon Silent Sustainability?

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Die Einladungen sind verschickt, das Programm steht, die Location ist gebucht – doch heute wird ein Event nicht mehr nur nach Ablauf und Catering bewertet. GĂ€ste achten zunehmend darauf, wie eine Veranstaltung geplant wurde. Ist sie glaubwĂŒrdig nachhaltig organisiert oder wurde nur ein grĂŒnes Etikett aufgeklebt? Inklusive Chancen & hilfreichen Fragen zu leiser Nachhaltigkeit.
Inhaltsverzeichnis

WĂ€hrend frĂŒher ein Bio-MenĂŒ als ökologisches AushĂ€ngeschild genĂŒgte, erkennen Teilnehmende heute sofort, wenn Nachhaltigkeit lediglich Show ist. Greenwashing fĂ€llt auf – und schadet der Reputation. Umso wichtiger ist ein Ansatz, der wirkt, ohne laut zu trommeln: Silent Sustainability. Der Begriff beschreibt eine unaufdringliche, aber wirkungsvolle Haltung, um Nachhaltigkeit in den Alltag zu integrieren.

Gemeint sind kleine, konsequente Entscheidungen: das Fahrrad statt des Autos, das Reparieren eines GerÀts statt Neukauf, die Wahl saisonaler Produkte oder ein bewusster Umgang mit Strom und Wasser.

Nachhaltigkeit ohne Megafon

Das Besondere an Silent Sustainability: Sie wird nicht stĂ€ndig betont, sondern selbstverstĂ€ndlich gelebt. Wer nicht bei jeder Gelegenheit hervorhebt, wie nachhaltig er handelt, wirkt glaubwĂŒrdiger. Diese Haltung verĂ€ndert Routinen, ohne dass sie ins Rampenlicht gestellt wird. Sie macht Verantwortung zu einer Grundhaltung – und genau darin liegt die Kraft. Auch in der Veranstaltungsbranche entfaltet dieser Ansatz Wirkung. Silent Sustainability bedeutet, dass Nachhaltigkeit kein Zusatz ist, sondern in alle Prozesse integriert wird.

Die Wahl der Location wird zum zentralen Faktor. Zertifizierungen wie ISO 20121 (Event Sustainability Management System) oder EMAS (Eco-Management and Audit Scheme, EU) schaffen Orientierung.

Doch wichtiger sind die Maßnahmen im Betrieb: energieeffiziente Technik, intelligente GebĂ€udesteuerung, erneuerbare Energien, WĂ€rmerĂŒckgewinnung. GĂ€ste spĂŒren diese Systeme nicht bewusst, aber sie bemerken Komfort, gutes Raumklima und reibungslose AblĂ€ufe. Auch die MobilitĂ€t ist entscheidend. Kooperationen mit Bahn und ÖPNV erleichtern klimafreundliche Anreisen. Sammeltransfers verkĂŒrzen den Individualverkehr, und fĂŒr internationale GĂ€ste wird eine transparente CO₂-Kompensation zum Standard.

Beim Catering geht es nicht nur um Bio, sondern um kurze Lieferketten und kluge Mengenplanung. Saisonale MenĂŒs, vegetarische und vegane Optionen sowie Mehrwegsysteme verhindern AbfĂ€lle. ÜberschĂŒsse können sinnvoll weitergegeben werden, statt im MĂŒll zu landen. Und natĂŒrlich sind Technik und Ausstattung Stellschrauben. Möbel und BĂŒhnen-Elemente werden gemietet oder mehrfach genutzt, digitale Einladungen und Event-Apps ersetzen Printprodukte. GĂ€ste erleben eine moderne Veranstaltung – und nebenbei wird weniger Abfall erzeugt.

Schließlich die Kommunikation: Sie bleibt sachlich. Ein nĂŒchterner Hinweis auf CO₂-Einsparungen wirkt stĂ€rker als eine Werbekampagne voller Siegel. Wer ehrlich bleibt, schafft Vertrauen.

7 Fragen an eine nachhaltige Location

Antworten auf diese Fragen zeigen schnell, ob Nachhaltigkeit gelebte Praxis ist – oder nur ein Etikett.

1. Welche Zertifizierungen bestehen (ISO 20121, EMAS, Green Globe)?

2. Wie wird das GebĂ€ude beheizt, gekĂŒhlt und beleuchtet?

3. Gibt es ein Energiemanagement mit ĂŒberprĂŒfbaren Kennzahlen?

4. Werden Möbel, Teppiche oder Technik mehrfach genutzt?

5. Welche Standards gelten fĂŒr Catering, Reinigung, Logistik?

6. Liegen Daten zu Abfallmengen und CO₂-Emissionen vor?

7. Wie werden Mitarbeitende geschult? 

Zwei Fallen: Greenwashing und Greenhushing

Die Eventbranche kennt zwei Extreme: Greenwashing und Greenhushing. Greenwashing bedeutet, Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu ĂŒbertreiben oder zu beschönigen. Veranstaltungen werben mit grĂŒnen Slogans, wĂ€hrend im Hintergrund Ressourcen verschwendet werden. Das fĂ€llt auf, Teilnehmende fĂŒhlen sich getĂ€uscht – und die Reputation leidet.

Greenhushing ist das Gegenteil: Unternehmen setzen tatsĂ€chlich Maßnahmen um, sprechen aber nicht darĂŒber. Aus Angst vor Kritik bleiben Fortschritte unsichtbar. Das fĂŒhrt dazu, dass GĂ€ste die Anstrengungen nicht wahrnehmen – und Unternehmen Chancen verpassen, ihre GlaubwĂŒrdigkeit zu stĂ€rken.

Silent Sustainability ist keine Zwischenlösung, sondern eine eigenstĂ€ndige Haltung. Sie setzt auf konsequentes Handeln und zurĂŒckhaltende Kommunikation. Maßnahmen sind erlebbar, werden dokumentiert und auf Nachfrage transparent gemacht. Wer so agiert, wirkt authentisch – gerade bei Millennials und Gen Z, die sowohl Greenwashing als auch Greenhushing schnell durchschauen.

5 unterschÀtzte Chancen von Silent Sustainability

1. Effizienz statt Symbolik: Weniger Papier, digitale Workflows und smarte Technik sparen nicht nur Ressourcen, sondern machen AblÀufe schneller und stressfreier. GÀste merken das sofort.

2. Logistik als grĂ¶ĂŸter Hebel: Transport von Material und Menschen verursacht mehr Emissionen als jedes Buffet. Wer Lieferketten verkĂŒrzt und Anreisen bĂŒndelt, erreicht spĂŒrbare Effekte.

3. AtmosphĂ€re durch Reduktion: Weniger Dekoration, weniger Give-aways, dafĂŒr klare RĂ€ume und gute Services. Teilnehmende empfinden das als professionell – und gleichzeitig ressourcenschonend.

4. Nachhaltigkeit spart Kosten: Mietsysteme, Mehrweg oder LED-Technik amortisieren sich schnell. Was frĂŒher als „teuer“ galt, ist heute oft wirtschaftlich vernĂŒnftiger.

5. Soziale Verantwortung ist Teil des Ganzen: Faire Arbeitszeiten, gesunde Pausen, barrierefreie ZugĂ€nge: Wer Menschen wertschĂ€tzt, zeigt Silent Sustainability auf glaubwĂŒrdigste Weise. Â