Spannender geht es kaum: Britta Reinke ist Redaktionsassistentin beim Webportal tagesschau.de. Die besondere Kombination von Office-Management und redaktioneller Mitarbeit ist für die Hamburgerin ein echtes Highlight in ihrem Berufsleben. Was sie an ihrem Arbeitsplatz im Newsroom des Nachrichtensenders erlebt, hat sie uns erzählt.
Spannender geht es kaum: Britta Reinke ist Redaktionsassistentin beim Webportal tagesschau.de. Die besondere Kombination von Office-Management und redaktioneller Mitarbeit ist für die Hamburgerin ein echtes Highlight in ihrem Berufsleben. Was sie an ihrem Arbeitsplatz im Newsroom des Nachrichtensenders erlebt, hat sie uns erzählt. © Regine Christiansen

Zeigen, was die Welt bewegt

Ein hoch spannender Job, der einmal mehr deutlich macht, was Assistenz alles sein kann: Die Redaktionsassistentin organisiert nicht nur das Nachrichten-Team von tagesschau.de, sie arbeitet auch inhaltlich mit. Wie gut das funktioniert, zeigt ein Blick hinter die Kulissen.

Den Arbeitsalltag von Britta Reinke bestimmt der Takt der Neuigkeiten. Im sogenannten Newsroom hat sie als eine der wenigen einen festen Platz: „Die Kolleginnen und Kollegen wollen Informationen von mir oder brauchen Bilder für einen Beitrag. Das muss oft schnell gehen, deshalb muss ich für alle sofort zu finden sein.“

Der fast schon kathedralenhafte Raum, in dem die Arbeitsplätze ansonsten je nach Schicht wechselnd besetzt sind, ist das Herzstück von ARD-aktuell, der zentralen Nachrichtenredaktion der ARD. Hier, in Hamburg-Lokstedt, entstehen rund um die Uhr Nachrichten, die die Welt bewegen, und das auf vielen Ausspielwegen – Fernsehen und Social-Media-Kanäle wie Facebook, X, YouTube, Mastodon, Instagram und TikTok.

Die Redaktionsassistentin gehört zum Team von tagesschau.de, dem Nachrichtenwebportal von ARD-aktuell, die Leitung hat ihre Chefin Juliane Leopold. Britta Reinke ist für die Bebilderung der Webseite tagesschau.de zuständig. Sie befasst sich mit Bildrecherchen und klärt die Urheberrechte von Fotos, und sie erstellt jeden Tag die Rubrik ‚Blickpunkte‘. „Dafür suche ich Bilder aus und texte die Bildunterschriften.“ Sie baut auch noch andere Bilderstrecken zu verschiedenen Themen, „im Dezember letzten Jahres beispielsweise zu dem heftigen Wintereinbruch in Deutschland“, und ist für Datenanalyse mit entsprechender Darstellung ausgebildet: „Zweimal im Monat erstelle ich die Grafiken für den Deutschland-Trend, einmal im Monat die Grafik für die Arbeitsmarktzahlen.“

Von Abrechnungen bis Zuschauerpost

Die redaktionellen und die administrativen Aufgaben halten sich in etwa die Waage, erzählt die Assistentin. „Ich bin auch für Organisatorisches zuständig, für die Hausausweise und die Honorarabrechnung zum Beispiel, für Bewerbungen und manches mehr. Von 2007 bis 2022 habe ich außerdem die Volontäre bei ARD-aktuell betreut.“ Die Mischung gefällt ihr, weil sie gern organisiert, und weil auch das Administrative bei einer Nachrichtensendung oft einen besonderen Reiz hat.

„Ich beantworte zum Beispiel die Zuschauerpost.“ Was da hereinkommt an Kommentaren sei oft sehr informativ, sagt die Redaktionsassistentin, und so manche Korrektur sei durchaus berechtigt, „dafür bedanken wir uns dann natürlich.“ Schreib- oder Flüchtigkeitsfehler, die in der Hektik des Tages einfach mal passieren, berichtigt sie selbst. Andere, auch mal inhaltliche Kritik oder Vorschläge gibt sie gegebenenfalls an die Chefs vom Dienst weiter, dann wird gemeinsam besprochen: „Wir nehmen Zuschauerreaktionen sehr ernst. Schließlich machen wir die Nachrichten ja für sie.“

Ein ständiger Fluss aktueller Geschehnisse

Die Nachrichten für ein Webportal zu produzieren sei ein extrem schnelles Business, erzählt sie, „anders als die Kollegen, die immer auf eine Sendung hinarbeiten, um 17 und um 20 Uhr, sind wir quasi ständig auf Sendung und müssen jede Minute aktuell sein“. In dem großen Newsroom sitzen alle Redaktionen für alle Ausspielwege zusammen, das habe den Vorteil, dass keine Nachricht mehr zwischen den einzelnen Redaktionen verloren gehen kann: „Man bekommt sofort mit, wenn etwas passiert ist, man braucht sich nur einmal umzudrehen, schon weiß man Bescheid.“

Und obwohl es ein ständiges Kommen und Gehen gibt, weil rund um die Uhr in Schichten gearbeitet wird, sei es trotzdem ziemlich ruhig in dem hochmodernen Großraumbüro, was die gelegentlichen Besuchergruppen regelmäßig erstaune. „Es ist eher ein Hintergrundrauschen aus leisem Gemurmel“, beschreibt die gebürtige Hamburgerin die konzentrierte Arbeitsatmosphäre. „Ein bisschen lauter und hektischer wird es höchstens mal, wenn ein Kollege vom Sende-Team gleich auf Sendung gehen soll und sein Beitrag noch nicht vorliegt.“

Trotzdem merke sie die Anstrengung eines Nachrichten-Tages spätestens, wenn sie im Auto sitzt und heimfährt, „dann bleibt das Radio oft aus, weil ich meine Ruhe haben möchte.“ Auch am Wochenende oder im Urlaub versucht sie sich zumindest gelegentlich in Nachrichten-Abstinenz.

Am Anfang „nur“ ein Nebenjob

Dass Britta Reinke einmal bei den Medien Karriere machen würde, war zumindest nicht geplant, „es hat sich eher so ergeben.“ In den 1990er-Jahren studierte sie Anglistik und Germanistik in Hamburg und jobbte nebenbei als studentische Aushilfe beim NDR, in der Redaktion der Fernsehsendung DAS!. „Später habe ich dann als Freie Mitarbeiterin für die DAS!-Redaktion in der Regie gearbeitet, mich um die Beschaffung von Filmmaterial und die Bebilderung der Sendung gekümmert und später auch selber Beiträge geschrieben und Filme geschnitten.“

2003 wechselte sie als Festangestellte zum Bildarchiv der Tagesschau und kümmerte sich dort um die Bebilderung im Hintergrund der Sendungen Tagesschau, Tagesthemen, Nachtmagazin und Tagesschau24. „2007 wechselte ich schließlich den Ausspielweg, von linear zu digital. Seitdem bin ich als Redaktionsassistentin für die Bebilderung der Webseite tagesschau.de zuständig.“

Ein hohes Berufsethos ist ihr wichtig

Seit rund 17 Jahren jongliert die Redaktionsassistentin dort nun mit Informationen, Bildern und der unablässigen Dynamik der Nachrichtenwelt. „Das klingt nicht nur wie ein Traumjob“, lacht sie, „das ist es auch für mich. Ich bin ein Nachrichten-Junkie, und Politik war schon bei uns zu Hause immer ein Thema. Dass ich hier nun an einer so anspruchsvollen journalistischen Arbeit mitarbeiten und mitgestalten kann, in einer wirklich tollen Redaktion, das macht mich jeden Tag wieder froh.“

Medien stehen nicht selten in der Kritik für das, was sie berichten und was sie zeigen, die übergroße Konkurrenz untereinander mag einer der Gründe dafür sein. Umso mehr schätzt Britta Reinke, dass bei ARD-aktuell ethische Fragen in der Berichterstattung ein wichtiger Aspekt sind. „Gerade aktuell im Nahost-Konflikt stellen wir uns immer wieder die Frage, was wir zeigen können und wollen, und was nicht.“ Bei den morgendlichen Redaktionskonferenzen für tagesschau.de wird darüber diskutiert, es wird mit den Sende-Kollegen besprochen, und auch zwischendurch wird Britta Reinke immer mal wieder als Bild-Expertin zu Rate gezogen.

„Da kommt dann eine Kollegin oder ein Kollege zu mir und sagt, ‚Britta, ich würde gern dieses oder jenes zeigen, kann ich das so machen, was meinst du‘. Oft rate ich dann eher zur Zurückhaltung, das ist generell meine Herangehensweise im Umgang mit Bildinhalten. Das liegt vielleicht auch daran, weil ich die Zuschauerpost beantworte. Ich bekomme mit, wenn Menschen von gewissen Bildern erschrocken sind, und ich gebe dieses Feedback weiter.“ Gemeinsam wird dann überlegt, welchen Ausschnitt aus einem Foto man zeigen könnte, oder ob vielleicht eine andere Perspektive sinnvoll ist.

„Man wird mit der Zeit wirklich zum Profi“, erzählt sie von ihrer mehr als 20-jährigen Erfahrung in der Bildbeschaffung: „Ich kann mittlerweile auch ziemlich gut einschätzen, ob ein Foto eher gestellt ist oder nicht. Ein weinendes Kind auf einem Trümmerberg, mit roter Jacke – da klingeln bei mir die Alarmglocken.“

Role Models für mehr Sichtbarkeit

Dass sie und ihre Kollegin als Redaktionsassistentinnen bei tagesschau.de einen außergewöhnlichen Status haben, wurde ihr kürzlich noch einmal sehr deutlich, als die Assistenzen beim NDR ein Assistenz-Netzwerk ins Leben riefen. Wichtige Themen waren in den Gesprächen immer wieder die Sichtbarkeit und die Wertschätzung, erzählt sie, beides erlebe sie an ihrem Arbeitsplatz unbedingt: „Wir sind vielleicht wirklich so etwas wie Role Models, aber wir sind ja nicht die einzigen, die eine gute Ausbildung haben und viel können. Ich kann dieses Netzwerk nur dabei unterstützen, das Potenzial dieser Berufsgruppe deutlich zu machen und ich finde, es sollte vom Arbeitgeber mehr ausgeschöpft werden.“

An das schnelle Umschalten von Office-Work auf redaktionelle Arbeit habe sie sich längst gewöhnt. „Oft habe ich noch gar nicht die Jacke aus, wenn ich morgens komme, dann heißt es ‚wie schön, dass du schon da bist, dann kannst du schon mal ein Bild raussuchen‘, und auch tagsüber passiert es immer wieder, dass ich alles stehen und liegen lassen muss, weil eine Nachricht reinplatzt, die unbedingt bebildert werden muss.“

Ihr Einsatz wird sehr wertgeschätzt, „ich empfinde mich als Redaktionsmitglied und werde ständig einbezogen und gefragt. Das reicht von Schreibweisen oder Formulierungen – ‚Britta, sagen wir jetzt eigentlich noch Nahost-Konflikt oder sprechen wir schon von Krieg‘ – bis hin zur Einschätzung von angemessener Bildberichterstattung.“ Dass sich alle gemeinsam gleichermaßen verantwortlich fühlen, das merke man auch daran, dass alle zu maximalem Einsatz bereit seien: „Wenn man zu Hause mitbekommt, dass irgendwo auf der Welt etwas Schreckliches passiert ist und man weiß, da sitzen jetzt gerade noch zwei Kollegen, dann kommt man eben einfach rein und sofort greift eines ins andere. Dieses Arbeiten ist schon etwas ganz Besonderes.“