Eine solide Karriere: Birgit Steinle erlebt bei der IHK Region Stuttgart seit Jahrzehnten Wirtschaftsgeschichte hautnah. Heute managt sie das Büro der Hauptgeschäftsführerin und kombiniert Routine mit Begeisterung für neue Technologien.
Eine solide Karriere: Birgit Steinle erlebt bei der IHK Region Stuttgart seit Jahrzehnten Wirtschaftsgeschichte hautnah. Heute managt sie das Büro der Hauptgeschäftsführerin und kombiniert Routine mit Begeisterung für neue Technologien. © Frederik Dulay

Gut organisiert ganz nach oben

Als Büroleiterin der Hauptgeschäftsführung der IHK Region Stuttgart blickt die Office-Expertin auf fast vier Jahrzehnte Zugehörigkeit zurück. Eine spannende Zeit mit immer neuen Perspektiven und hautnah erlebte Wirtschaftsgeschichte. Ihr Motto: Gemeinsam jung bleiben.

Das sind zwei, die sich richtig gut verstehen. Birgit Steinle und ihre Chefin Susanne Herre arbeiten seit mittlerweile acht Jahren zusammen. Als Susanne Herre im November letzten Jahres ihre neue Position als Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer für die Region Stuttgart antrat, wechselte Birgit Steinle mit und wurde an der Seite der promovierten Juristin zur Büroleiterin ihres neuen Verantwortungsbereichs.

„Sie hatte mich gefragt, ob ich mitgehen würde“, sagt Birgit Steinle, „und selbstverständlich wollte ich.“ Seitdem steuert sie den turbulenten Job-Alltag der 54-jährigen IHK-Hauptgeschäftsführerin und sorgt dafür, „dass unsere Chefin zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Unterlagen am richtigen Ort ist“ – klassisches Terminmanagement also, das seit dem Wechsel sogar wieder mehr in den Vordergrund gerückt ist.

„Als Assistentin von Susanne Herre als damals noch stellvertretende Hauptgeschäftsführerin war ich natürlich mit ähnlichen Aufgaben beschäftigt. Aber nun ist einfach noch viel mehr zu organisieren. Wir versuchen beide, das Unmögliche möglich zu machen. Sie möchte so oft wie möglich draußen bei den Unternehmen vor Ort sein, ich sorge hier im Backoffice für reibungslose Abläufe und schnelles Reagieren auf Unerwartetes.“

Eine Karriere wie ein langer, ruhiger Fluss

Genau das mag sie. „Das Organisieren lag mir immer schon besonders. Deshalb habe ich mich auch in meiner Fortbildung zur Geprüften Sekretärin für diesen Schwerpunkt entschieden und nicht für Betriebswirtschaft“, erzählt die gebürtige Württembergerin. Die Fortbildung hatte sie an ihre Ausbildung zur Bürogehilfin angeschlossen, so hieß die Berufsbezeichnung damals im Jahr 1986, die heutige Entsprechung ist die Kauffrau für Büromanagement.

„Ich war als Anfangssekretärin von der IHK-Rechtsabteilung übernommen worden und lernte berufsbegleitend in Abendkursen.“ Das war zwar oft anstrengend, sagt die Büroleiterin zurückblickend, „aber ich wollte gleich nach der Ausbildung weiter machen, um ein breiteres Aufgabenspektrum bearbeiten zu können“. Zwei Jahre später hielt sie ihr Abschlusszeugnis in der Hand. Eine gezielte Karriereplanung habe sie eigentlich nie im Kopf gehabt, meint Birgit Steinle, „für mich war einfach immer wichtig, gut zu sein in dem, was ich mache. Und ich war immer neugierig auf alles Neue“.

Dass sie stetig weiterkam und dabei immer wieder andere Aufgabenbereiche in der IHK kennenlernte, habe wohl mit dieser Mentalität zu tun, meint sie: „Da wurde einfach mal geschafft“, erklärt sie in schönstem Schwäbisch. „Und das wurde auch registriert. Mein Umfeld war zufrieden mit meiner Arbeit und so kam eines zum anderen, immer mehr Aufgaben, immer mehr Verantwortung.“

Ein Arbeitgeber, viele Erfahrungen – und eine „Herzensangelegenheit“

Tatsächlich hat Birgit Steinle auch mal überlegt, in die freie Wirtschaft zu wechseln, schließlich hatte sie seit Ausbildungsbeginn den Arbeitgeber nie gewechselt. „Aber glücklicherweise gab es immer wieder interne Wechselmöglichkeiten in andere Bereiche, sodass es sich für mich oft richtig neu und anders anfühlte.“ Von der Rechtsabteilung wechselte sie in eine Bezirkskammer und war dort Assistenz des leitenden Geschäftsführers, „das war auch mit Sachbearbeitung verbunden im Bereich Außenwirtschaft, da hatte ich beispielsweise viel Kundenkontakt.“

1995 wechselte sie zurück ins Haupthaus nach Stuttgart, wiederum als Assistenz der Geschäftsleitung, im Bereich Verwaltung und Personal: „Dort habe ich das Travel Management und das Facility Management aufgebaut, beim Personalentwicklungskonzept mitgewirkt und den IHK-Neubau begleitet. Eine gute und lehrreiche Zeit war das für mich.“ Dass ihr der Assistenzberuf dabei immer wichtiger wurde, zeigt sich an ihrem Engagement für das Berufsbild. Seit 2018 ist Birgit Steinle Vorsitzende des Prüfungsausschusses „Organisationsassistentin“ bei der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Stuttgart, und im Jahr 2021 kam etwas hinzu, das sie als „Herzensangelegenheit“ bezeichnet:

„Zusammen mit meiner Kollegin Patricia Delavault-Krauter organisiere ich seit 2021 das ‚Netzwerk ASSistenz der IHK Region Stuttgart‘, das offen ist für alle Mitglieds-Unternehmen.“ Vor allem für die kleineren Betriebe, die nur eine oder wenige Assistenzkräfte beschäftigen, sei das eine sehr willkommene Gelegenheit für unternehmensübergreifenden Wissenstransfer, Weiterbildung, Vernetzung und persönlichen Austausch. „Wir bieten zweimal jährlich eine Ganztages-Veranstaltung mit Workshops, es gibt einen monatlichen Brunch-Talk mit Vorträgen zu Themen wie Outlook, Gesundheitsmanagement, steuerlichen Fragen und vielem mehr.“

Das Netzwerk wird sehr gut angenommen, was Birgit Steinle riesig freut: „Ich hatte vor Jahren schon mal einen Arbeitskreis „Kleiner Dienstweg“ für Sekretärinnen und Assistentinnen innerhalb der IHK ins Leben gerufen, diesen habe ich letztes Jahr an eine engagierte Kollegin abgegeben. Das neue, deutlich größere Netzwerk zeigt mir, dass der Vernetzungsgedanke überall ein großes Echo findet und auch von den Firmen selbst unterstützt wird.“

Neue Technologien im Netzwerk ausprobieren

An der Seite von Susanne Herre fühlt sich Birgit Steinle rundum wohl, „ich schätze ihre Arbeitsweise und ihren Einsatz für die Mitgliedsunternehmen sehr. Wir verstehen uns einfach gut, da läuft vieles längst ohne viele Worte.“ Dennoch gibt es einen wöchentlichen Jour Fixe, den beide bei allem Termindruck einzuhalten versuchen, und auch die gegenseitige Wertschätzung bleibt dabei niemals auf der Strecke: „Unsere Zusammenarbeit ist offen, auf Augenhöhe und sie steht immer hinter dem, was ich tue.“ Zusammen mit einer weiteren Office- Kollegin, zwei Fachreferenten und einer Kollegin für Projektmanagement sind sie „ein kleines, feines, tolles Team“ in der Hauptgeschäftsleitung, „wir können richtig viel bewerkstelligen miteinander“.

Der persönliche Austausch ist ihr wichtig, deshalb arbeitet sie lieber präsent als im Homeoffice, obwohl das durchaus möglich wäre: „Bei uns hier heißt das Mobilarbeit und es ermöglicht allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine riesige Flexibilität. Wenn ich zum Beispiel bei meinen Eltern bin, kann ich auch von dort arbeiten, das erleichtert vieles. Ich schätze diese Option sehr, auch wenn ich sie eher selten wahrnehme.“

IHK im Wandel

Dass ihr Arbeitgeber sich nach der Pandemie zu dieser Maßnahme entschlossen hat, passt für sie zum Wandel, den die Kammer seit Jahren vorantreibt. „Da hat sich wirklich ungeheuer viel getan. Als ich 1984 bei der IHK Region Stuttgart mit meiner Ausbildung anfing, haftete den Industrie- und Handelskammern generell eher so ein Beamten-Image an. Aber das war wirklich gestern. Die IHK ist für mich heute ein fortschrittlicher Dienstleister, und auch die Mitarbeitenden haben hier jede Menge Möglichkeiten, ob das nun die neuesten IT-Tools betrifft oder so wichtige Trends wie Arbeitszeitmodelle.“

Für sie ist ihr Arbeitgeber auf dem besten Wege, zukunftsfähig zu bleiben: „Die IHK Region Stuttgart hat zum Beispiel eine Zusatzqualifikation für Azubis entwickelt, ‚Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen“, das kommt bei den jungen Leuten richtig gut an.“ KI ist ein Thema, das sie selbst fasziniert. Die vielen neuen Möglichkeiten, die sich im Bereich der Künstlichen Intelligenz gerade erst abzeichnen, machen ihr keine Angst, auch nicht in Bezug auf den Assistenzberuf: „Wie auch immer der Beruf bezeichnet wird, ich bin sicher, dass es ihn immer geben wird. Wenn jemand belastbar ist, gern die Fäden in der Hand hält und organisiert, dann ist der Beruf ideal.“ Und so wurde er auch für Birgit Steinle von der eigentlich nur zweiten Wahl zum Traumberuf – „das kann ich heute, nach fast vierzig Jahren, ganz ehrlich sagen.“