Nicole Stigler kennt den Assistenzberuf aus vielen Blickwinkeln: Sie ist geprüfte Managementassistentin mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft und war in ihrer langjährigen Berufstätigkeit in unterschiedlichen Unternehmen und Branchen auf internationalem Niveau beschäftigt, vor allem im Finanzbereich. Dort hat sie als Teamassistentin angefangen, war später Vorstandsassistentin bei einer großen Schweizer Bank, ging dann zu einem deutschen Unternehmen, um den europäischen CEO zu unterstützen und wechselte anschließend die Branche in ein produzierendes mittel-ständisches Unternehmen.
Projektmanagement hat sie immer wieder auf internationaler Ebene durchgeführt: So war sie zum Beispiel bei der Weltbank-Tagung 2006 in Singapur Projektleiterin für den Wirtschaftsraum EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) oder hat in Indien eine Firmenniederlassung aufgebaut. Heute ist Nicole Stigler wieder in der Finanzindustrie bei ansa capital management im Bereich Corporate Administration tätig, wo sie vom Office-Management über die Themen Controlling und Compliance bis hin zur Betreuung der Fahrzeugflotte ein abwechslungsreiches Aufgabenfeld bestellt. „Ich hatte immer diese Can-do-Mentalität, dadurch konnte ich viele tolle Projekte durchführen oder begleiten“, so Nicole Stigler.
NETWORKING IM BERUF UND IM EHRENAMT
Wie unterschiedlich die Erfahrungen im internationalen Arbeitsfeld des Assistenzberufs sein können, weiß Nicole Stigler nicht nur aus ihrer eigenen Karriere, wo sie mit Assistenzen im und aus dem Ausland zusammengearbeitet hat. Im Ehrenamt ist sie seit 2015 Mitglied des internationalen Netzwerks IMA (International Management Assistants) und seit 2018 Vorsitzende der Abteilung Deutschland. Sie habe über die Jahre sowohl Fachwissen als auch Erfahrungswissen gesammelt und wollte deshalb im Netzwerk etwas beitragen. Der Austausch über die Grenzen hinweg ist ihr wichtig: „Ich bin dort Mitglied geworden, weil es ein internationales Netzwerk ist. Das heißt, wir schwimmen nicht nur in unserer deutschen Suppe, die wir kennen. Das erweitert den Horizont“, sagt Nicole Stigler. IMA Germany wiederum ist Mitglied der World Administrators Alliance, die regelmäßig das internationale Arbeitstreffen World Administrators Summit mit Assistenzen aus Regionen rund um den Globus veranstaltet. Nicole Stigler berichtet von Treffen mit Assistenzen aus den Niederlanden oder Italien genauso wie aus Trinidad und Tobago.
LÄNDERÜBERGREIFENDES VERSTÄNDNIS
So kennt Nicole Stigler einerseits die kulturellen Unterschiede, zum Beispiel beim Thema Kommunikation, die innerhalb Deutschlands, Europas und weltweit den Assistenzberuf prägen. Andererseits benennt sie Unterschiede in der Anerkennung des Berufs, in der Ausbildung und in den Hierarchiesystemen in Unternehmen. „Assistenzen haben zum Teil noch einen sehr geringen Stellenwert, da sind wir in Europa schon weiter“, sagt Nicole Stigler. Insbesondere das Ausbildungssystem in Deutschland sei einzigartig. Trotz vieler Unterschiede gebe es jedoch ein länderübergreifendes Verständnis der Assistenzen untereinander. Der Assistenzberuf könne im eigenen Unternehmen manchmal einsam sein, wenn Informationen nicht oder nur mit der Führungskraft geteilt werden dürfen. „In meinem Netzwerk verstehen mich meine Kolleginnen sofort. Das muss ich gar nicht erst erklären“, sagt Nicole Stigler.
NEUGIER AUF DIE ASSISTENZROLLE WELTWEIT
Diana Brandl blickt auf eine fast 20-jährige Karriere als Senior Executive Assistant in Unternehmen wie ratiopharm, Sony, Mister Spex und Babbel zurück. Heute ist sie freiberufliche Autorin, Podcasterin, Trainerin und Speakerin. Sie engagiert sich intensiv für das Berufsbild der Executive Support Professionals, war im Vorstand und als Regionalgruppenleitung bei IMA Deutschland tätig und ist ebenfalls bei der WAA aktiv. „Netzwerken war schon immer meine Stärke“, sagt Diana Brandl. „Mir hat es irgendwann nicht mehr gereicht, nur im deutschen Raum zu wissen, was in der Assistenzrolle passiert. Ich war neugierig, wie es in anderen Ländern ist.“
Bereits als Assistentin hat sie Weiterbildungen und Veranstaltungen im Ausland besucht. Unter anderem war sie Stipendiatin und Speakerin bei einem US-amerikanischen Assistenzkongress der IAAP (International Association of Administrative Professionals) mit über 1000 Teilnehmenden. Momentan lebt sie als digitale Nomadin und hat in 2023 Engagements in Australien, Kanada und den USA. Auch nach Südafrika ist sie sehr gut vernetzt, ist in ein Charity-Projekt mit der ehemaligen Assistentin von Nelson Mandela involviert und gibt Trainings von Dubai bis Japan.
KARRIEREWEGE FÜR ASSISTENZEN ENTWICKELN
Pauschalisieren könne man generell nicht, gibt Diana Brandl zu bedenken. Auch im internationalen Vergleich komme es sehr auf das Unternehmen oder die Führungskraft an, wie die Rolle und Wertigkeit der Assistenz definiert wird. In den USA werde der Datenschutz anders gehandhabt, deshalb können mehr Tools genutzt werden. Auch sei Künstliche Intelligenz bereits stärker im Alltag verankert. Wie Nicole Stigler betont auch Diana Brandl die Hochwertigkeit der Aus- und Weiterbildungen in Deutschland, das sei in anderen Ländern nicht der Fall.
Die Rolle der Assistenz als Chief of Staff oder Business Partner sehe man leider in Deutschland weniger als zum Beispiel in den USA oder England. „Es gibt keine klassischen Karrierewege für Assistenzen“, moniert Diana Brandl. Auf ihren Reisen berichtet sie auch immer wieder über den Assistenzberuf in Deutschland. „Anderswo sind die Assistenzen natürlich genauso interessiert, was bei uns passiert.“
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