Ein von Midjourney generiertes Bild für ein Warendepot, das von Wald überwuchert wurde.
Ein von Midjourney generiertes Bild für ein Warendepot, das von Wald überwuchert wurde. © Kevin Dooley/Flickr, CC BY 2.0

Künstliche Intelligenz: Wo die Reise mithilfe von KI-Bots hingehen kann

ChatGPT ist derzeit in aller Munde. KI-Tools können tatsächlich helfen, Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten und einige Aufgaben zu automatisieren. Die meisten Anwendungen sind für den dauerhaften Einsatz jedoch kostenpflichtig. Ein Überblick.

Chatbots sind keine neue Erfindung. Doch mit ChatGPT (https://chat.openai.com/), dem „Generative Pre-trained Transformer“, ist die Aufmerksamkeit erstmals richtig entfacht worden und bei einem viel größeren Nutzerkreis angekommen. Der Bot nutzt für die Kommunikation mit den Nutzenden Künstliche Intelligenz (KI); Antworten klingen erstmals natürlich und nicht nach vorgefertigten Phrasen aus der Retorte. ChatGPT wurde Ende November 2022 durch das Unternehmen OpenAI frei zugänglich und erreichte bereits im Januar 100 Millionen Nutzer. Sowohl die Forschung als auch der Betrieb der Server-Infrastruktur ist mit hohen Kosten verbunden, weil sich die dahinterstehende Rechenleistung als sehr energiehungrig erweist. Daher gibt es mittlerweile auch die kostenpflichtige Version „ChatGPT Professional“.

BESPRECHUNGEN AUTOMATISCH ZUSAMMENFASSEN

Microsoft hat eine Partnerschaft mit OpenAI verkündet und Investitionen in Milliardenhöhe zugesagt. Nach der Aufnahme von ChatGPT in die eigene Suchmaschine Bing sollen auch kostenpflichtige Erweiterungen für Office-Produkte folgen. In Teams soll der Chatbot künftig etwa Besprechungen automatisch zusammenfassen können. Google will der aufkommenden Konkurrenz für sein bisher unangefochtenes Geschäftsmodell im Bereich der Internetsuche mit einem eigenen KI-Modell Paroli bieten: Früher als geplant soll der Chatbot Bard ohne Einschränkungen öffentlich zugänglich gemacht werden.

FEHLER SIND MÖGLICH

ChatGPT und ähnlichen Anwendungen liegen Technologien des maschinellen Lernens zugrunde. Die Software wurde zunächst mit Unmengen an Texten gefüttert, um sprachliche Muster zu erkennen. Im Nachgang wurden Fragen und Antworten in einem überwachten Lernen trainiert und schließlich weiter optimiert. Dennoch kann ein Chatbot falsche Antworten liefern. Die schwankende Qualität führt regelmäßig zu Kritik, zumal viele Nutzende die Antworten nicht hinterfragen. ChatGPT lässt sich zwar nicht unmittelbar für einen Missbrauch nutzen, indirekt aber schon: Insbesondere hochwertige Texte für Pishing, Desinformation und Propaganda lassen sich durch technisch weniger versierte Täter einfach erstellen.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist in einigen Bereichen bereits weit fortgeschritten. KI kann zum Beispiel gesprochene Texte mithilfe bereits vorhandener Sprachaufnahmen erstellen und unterscheidet sich dann kaum noch vom menschlichen Sprecher. Das Unternehmen Deepzen (https://deepzen.io/) verspricht seinen Kunden deutlich niedrigere Produktionskosten bei der Erstellung neuer Hörbücher. Text-to-Speech könnte künftig zu einem Auftragsrückgang bisheriger Hörbuchsprecher führen.

JOURNALISTISCHE INHALTE

Auch journalistische Inhalte kann KI schon heute erzeugen, zumindest in Teilen. Der Burda-Verlag hat ein Sonderheft des Magazins Lisa mit 99 Pasta-Rezepten produziert. Die Rezepte stammen von ChatGPT und die Fotos von Midjourney. Allerdings konnten die Erwartungen nicht ganz erfüllt werden: Zehn Mitarbeitende waren letztlich doch noch an der Erstellung des Heftes beteiligt.

Ein Grundproblem und häufiger Kritikpunkt ist, das KI nicht weiß, was wahr und was falsch ist, da sie sich zumeist aus allen öffentlich zugänglichen Quellen bedient. Die Universität Hohenheim hat daher einen digitalen Lern-Buddy entwickelt, der ähnlich wie ChatGPT funktioniert und als Sparringspartner für das Prüfungstraining im Universitätsbetrieb dienen soll. Der „Pedagogical Educational Tutor“ (PET) liefert nur Antworten, die stimmen und belegt seine Aussagen – ganz wissenschaftlich – mit entsprechenden Quellenangaben.

Aus Heidelberg stammt das Start-up „Aleph Alpha“. Es richtet sich nicht an die Allgemeinheit, sondern bietet Lösungen für Unternehmen und die öffentliche Verwaltung. Die eigene KI-Lösung Luminous erweist sich als effizientes Gegenmodell zu ChatGPT. Das Land Baden-Württemberg hat auf Basis von Luminous den Text-Assistenzen „F13“ veröffentlicht. Er kann von allen Mitarbeitenden mit Zugriff auf das Landesverwaltungsnetz genutzt werden. Aktuell beherrscht der Prototyp eine Zusammenfassungsfunktion in verschiedenen Komprimierungsstufen, eine Funktion, um aus Worddokumenten Kabinettsvorlage-Vermerke zu generieren und einen Rechercheassistenten. Künftig sollen aus eigenen Notizen und Vermerken sogar vollständige Fließtexte erstellt werden können. Das Land hofft, seine Mitarbeitenden in manchen Bereichen damit erheblich entlasten zu können.

WO DIE REISE MIT KI-BOTS HINGEHT

Für den Einsatz im eigenen Unternehmen zeigen diese Beispiele, wo die Reise mithilfe von KI-Bots hingehen kann. In den Fokus des alltäglichen Einsatzes geraten eher andere Anwendungen. Ganz vorn mit dabei sind sicher automatisierte Übersetzungs-Tools.

Übersetzungs-Tools. „Google Übersetzer“ (https://translate. google.com) ist vor geraumer Zeit gestartet und mit den Jahren immer weiter verbessert worden. Die Übersetzungen werden nicht nur immer genauer, es sind auch viele Sprachen hinzugekommen. Daneben gibt es mittlerweile DeepL (https://www.deepl.com/translator), darüber hinaus werden im professionellen Umfeld weitere Anwendungen eingesetzt, um Texte in andere Sprachen zu übertragen. Selbst wenn ein Nacharbeiten notwendig ist, sorgen die Hilfsmittel für eine deutliche Zeitersparnis. Grenzen erreicht sie allerdings beim Erkennen von Zweideutigkeiten oder bei der Übertragung von Emotionen. Es wäre daher keine gute Idee, ein Übersetzungstool für den Einsatz in der Werbung oder für die Übertragung juristischer Texte zu nutzen, bei denen die Präzision an erster Stelle steht.

Bildbearbeitung. Midjourney (https://www.midjourney.com/) ist eine KI-Anwendung, die dazu in der Lage ist, Bilder zu erschaffen. Das Erstellen eines Bildes dauert etwa eine Minute und kann in gänzlich unterschiedlichen Stilen erfolgen, von Fotos von Produkten oder fiktiven Menschen über Comics bis hin zu vermeintlichen alten Kunstwerken. Stable Diffusion (https://github.com/cmdr2/stable-diffusion-ui) kann als einzige der Text-zu-Bild-Anwendungen auf einem lokalen Rechner unter Windows 10/11 oder Linux mit mindestens 8 GB Grafikspeicher ausgeführt werden. Das Programm räumt den Nutzern prinzipiell die Nutzungsrechte für alle generierten Bilder ein. Rechtlich problematisch ist jedoch die Abbildung von Personen, die in generierten Bildern abgebildet sind oder wenn Markenlogos in entsprechenden Bildern erscheinen.

DALL-E und der verbesserte Nachfolger DALL-E 2 (https://openai.com/dall-e-2/) stammen wie ChatGPT vom Unternehmen OpenAI. Die aus Textbeschreibungen erstellten Bilder werden auf derselben technischen Basis erstellt wie ChatGPT Texte generiert. Das KI-Tool ClipDrop (https://clipdrop.co) soll ein Design-Assistent sein, der die Qualität von Bildern verbessert. Das Tool kann Belichtung, Farbe und Qualität optimieren, doch es kann noch mehr: Einzelne Objekte, Personen, Texte oder sogar Mängel können ganz gelöscht oder der Hintergrund ersetzt werden.

Meetings. Wer keine Zeit und Lust auf Notizen in (stundenlangen) Meetings hat, darf sich über die KI-Assistenz von Fireflies (https://fireflies.ai) freuen. Die Anwendung kann Gespräche aufzeichnen, transkribieren und vor allem wesentliche Gesprächsinhalte erkennen. Die Inhalte lassen sich schnell durchsuchen, markieren und kommentieren. Fireflies funktioniert ebenso mit jeder Audio-Datei.

Textbearbeitung. Einfach in der Nutzung und hilfreich im Alltag ist LanguageTool (https://languagetool.org/de). Die Anwendung weist nicht nur auf Grammatik- und Rechtschreibfehler hin, sondern analysiert Texte auch im Hinblick auf das stilistische Verbesserungspotenzial. Eine Integration in andere Programme wie Browser oder Office-Lösungen ist möglich. Im Fokus von Jasper (https://www.jasper. ai) steht die Erstellung möglichst ansprechender Texte. Die KI der Anwendung analysiert Eingaben und generiert daraus umfangreiche Artikel in gewünschten Stil-Richtungen, etwa für das Marketing oder Pressetexte. Unterstützt werden mehr als 30 Sprachen. Damit ist Jasper ideal für alle, die ansprechende Texte erstellen müssen, ohne selbst Zeit zu investieren.

ALTERNATIVPROGRAMM ZU CHATGPT

Eine Alternative zu ChatGPT ist Open Assistant (https:// open-assistant.io/de). Die Anwendung kann ebenso Texte schreiben und Fragen beantworten, als wäre sie ein Mensch. Allerdings sind die zugrunde liegenden Sprachmodelle deutlich kleiner und damit auch ihre Fähigkeiten. Allerdings ist Open Assistant ein Open-Source-Projekt. Grundsätzlich können Unternehmen die Anwendung daher auch selbst betreiben und auf eigene Erfordernisse zuschneiden. Der Einsatz von ChatGPT wird von manchen Unternehmen dagegen sehr kritisch betrachtet und der Einsatz manchmal sogar untersagt, weil auch geschäftskritische Daten an das dahinter stehende Unternehmen OpenAI abfließen und an anderer Stelle wieder auftauchen könnten.

PROMPTING-TIPPS FÜR CHATGPT

Anfragen an ChatGPT – Prompts – müssen eindeutig und klar verständlich formuliert sein, um eine möglichst gute Antwort zu erhalten. Es ist sinnvoll, direkt zu Beginn die Rolle festzulegen, aus der heraus die Antworten geliefert werden sollen, um anschließend einzugrenzen, wofür der Text gedacht ist, ob etwa kurze Sätze verwendet und ob gegendert werden soll. Eine Ausgabe kann aber auch im Nachgang geändert werden, wenn zuerst etwa ein Text für LinkedIn angefragt wurde, der im Nachgang – stark gekürzt – für Twitter umformuliert werden soll. Ein zielführender Weg kann auch die Vorgabe von Beispiel-Antworten mit dem Aufbau eines Templates sein, wenn immer ein identischer Aufbau genutzt werden soll, wie beispielsweise bei den 99 Pasta-Rezepten. Die Muttersprache von ChatGPT ist Englisch. Es kann daher sinnvoll sein, eine Anfrage auf Englisch zu stellen und die Antwort später (mit einem anderen Tool) zu übersetzen.